CANNABIS KNOW HOW- Wie spricht man mit Jugendlichen über Cannabis?

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7 Tipps, um mit Jugendlichen über Cannabis ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben

 

Jugendliche sollen kein Cannabis konsumieren. Aber wie soll ich als Eltern, Lehrpersonal oder Erzieher*in reagieren, wenn Jugendliche anfangen sich für Cannabis zu interessieren oder es, trotz Verbot, konsumieren?

Erwachsenen fällt es oft schwer, mit Jugendlichen über Cannabis zu reden, weil sie sich u.a. bei dem Thema unsicher fühlen. So denken manche vielleicht, die beste Prävention sei, überhaupt nicht darüber zu reden, nach dem Motto „Schweigen ist Gold“. Im Alltag zeigt sich jedoch häufig, dass Schweigen das Thema nicht « verschwinden » lässt. Auch rein abschreckende Appelle (« Du endest als Junkie ») sind meistens nicht zielführend.

Früher oder später kommen Jugendliche direkt oder indirekt mit Cannabis in Kontakt. Erwachsene sollen Jugendliche dabei unterstützen jene Kompetenzen zu entwickeln, die es im Umgang mit Cannabis braucht (Cannabis nicht zu konsumieren ist auch ein Umgang mit Cannabis!).

Günstig ist eine offene Gesprächskultur, in der auch „schwierige Themen“ besprochen werden können. Nicht jeder Konsum ist missbräuchlich und nicht jeder Missbrauch führt automatisch zu einer Sucht. Es gibt jedoch keinen risikolosen Konsum!

Eltern, Lehrpersonal und Erzieher*innen sollten darauf achten, wo Jugendliche „stehen“ und in brenzligen Situationen reagieren. Dies kann nur mithilfe einer offenen Gesprächskultur gelingen.

Auf den folgenden Seiten sind einige Hinweise, wie man mit Jugendlichen über das Thema Cannabis ins Gespräch kommen kann, ohne dass das Gespräch von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Vorab: Vertrauen und Empathie sind unverzichtbare Grundlagen, um über Cannabis zu sprechen

  1. Sorgen Sie für eine gute Gesprächssituation

  • Es braucht ein positives Gesprächsklima, in welchem alle Beteiligten bereit sind, zuzuhören und von der Haltung her gewillt sind, einander zu verstehen.
  • Nehmen Sie sich die Zeit für das Gespräch.
  • Auch Tür- und Angelgespräche können manchmal einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Allerdings sollte es nicht ausschließlich bei dieser Gesprächsform bleiben. Das Thema sollte zu einem späteren Zeitpunkt aufgegriffen werden.
  • Wählen Sie den Ort des Gesprächs so, dass er eine gute Atmosphäre schafft aber auch genügend Intimität bietet
  • Eliminieren Sie, so weit wie möglich, Gesprächsstörer (z.B. sollte das Smartphone ausgeschaltet bleiben).
  1. Sorgen Sie für eine offene und nichtvoreingenommene Kommunikation

  • Gehen Sie nicht voreingenommen ins Gespräch und zeigen Sie Interesse am Jugendlichen und seinen Themen (Stichwort: Wertschätzung).
  • Wenn Eltern, Lehrpersonal oder Erzieher*innen bereits glauben alles zu wissen, sollte man sich nicht wundern, dass das Gespräch anders verläuft als geplant.
  • Wenn Sie etwas nicht verstehen, frage Sie nach, ohne Vermutungen anzustellen oder zu urteilen.
  • Verstehen bedeutet nicht automatisch einverstanden zu sein.
  • Geben Sie dem Jugendlichen nicht das Gefühl sich rechtfertigen und verteidigen zu müssen; geben Sie ihm keinen Grund zum Lügen.
  1. Teile Sie Ihre Gedanken und Ihre Sorgen klar mit

  • Nutzen Sie dabei ICH-Botschaften, d.h. teilen Sie mit, wie das Verhalten des Jugendlichen auf Sie wirkt und was es bei Ihnen auslöst.
  • Beziehen Sie sich auf Ihre Sorgen, zeigen Sie persönliche Betroffenheit.
  • Machen Sie keine Verdächtigungen/Unterstellungen, die anklagend oder verletzend sein können (vermeiden Sie Du Botschaften).
  • Zeigen Sie, dass man Jugendlichen vertrauen kann; mit vorschnellen Verdächtigungen und Kritik können schnell auch Botschaften vermittelt werden, wie „dir kann man nicht vertrauen“.
  1. Klären Sie die Situation – aber bitte ohne Verhör

  • Hören Sie genau zu und lassen Sie andere Sichtweisen zu.
  • Bleiben Sie am Ball und geben sich nicht mit unklaren/vorschnellen Erklärungen zufrieden.
  • Üben Sie aber keinen Druck aus, es ist kein Verhör.
  • Auch Verdächtigungen sind kontraproduktiv, machen Sie den Jugendlichen nicht zum „Schuldigen“.
  • Drogentests, Durchsuchen des Zimmers oder der Taschen usw. kann das Vertrauen erheblich belasten, v.a. wenn sich die Sorgen als unbegründet herausstellen, sind zukünftige Gespräche eher schwierig.
  1. Lassen Sie sich nicht provozieren

  • Im Jugendalter gehört es zu den Entwicklungsaufgaben häufig dazu, andere zu provozieren… Lassen Sie sich aber nicht aus dem Konzept bringen und bewahren Sie einen „kühlen Kopf“.
  • Nehmen Sie die möglichen Provokationen nicht persönlich und überbewerten Sie sie nicht.
  • Denken Sie an Ihr Ziel: miteinander klarkommen und im Gespräch bleiben.

Wichtig: Auch wenn Jugendliche in der Pubertät manchmal provozieren oder verschlossen wirken und auch nicht alles mit Erwachsenen bereden möchten, brauchen sie die Gewissheit, dass man sich für sie interessiert und sie jederzeit Hilfe bekommen können, wenn sie sie brauchen.

  1. Sprechen Sie Ihren eignen (Nicht-) Umgang mit Cannabis an

  • Überlegen Sie bereits vor dem Gespräch, wie Sie mit der folgenden möglichen Frage des Jugendlichen umgehen möchten: „Hast du selbst schon einmal gekifft?
  • Hierzu gibt es keine eindeutig „richtige“ Antwort. Die mögliche Antwort hängt von vielen weiteren Faktoren ab, bspw.: Alter des Jugendlichen, Beziehung mit der/dem Gesprächspartnerin, etc.
  1. Lassen Sie Sachkenntnisse ins Gespräch einfließen

  • Über einige Grundkenntnisse über Wirkstoff, Wirkung, Sucht, Konsumrisiken etc. sollte man verfügen, um eine glaubhafte Diskussion führen zu können.
  • Das Gespräch darf jedoch nicht in einem „Expertengespräch“ enden oder „oberlehrerhaft“ wirken.
  • Auf bewusst überzogene oder falsche Informationen sollte verzichtet werden.
  • Wenn das Wissen an Grenzen stößt, gerne eine Beratungsstelle um Rat fragen.

Informationen über Cannabis finden Sie bei cnapa unter der Telefonnummer 49 7777 55 oder per E-Mail: cannabis@cnapa.lu oder per WhatsApp 691 49 77 55

Weitere Hinweise:

  • Gespräche über Cannabis sollen nicht erst nach einem „Cannabis-Vorfall“ stattfinden (wenn z.B. ein Jugendlicher beim Kiffen erwischt wurde).
  • Es geht darum, das Thema Cannabis zu enttabuisieren…
  • Suchtprävention findet im Alltag statt und ist nicht nur eine Angelegenheit von Expert*innen.
  • Bleiben Sie im Gespräch, auch wenn es manchmal unangenehm sein kann.

Steuern Sie ein gemeinsames Ziel an, das auch aus Teilzielen bestehen kann. Es braucht auch in der Regel mehrere Gespräche. Ein Ziel könnte darin liegen, den aufgefallenen, möglicherweise problematischen Cannabiskonsum zu thematisieren und den/die Konsument*in an eine Beratungsstelle weiter zu vermitteln. Oder vielleicht ist das mögliche wünschenswerte Ziel der Abstinenz nicht in einem ersten Schritt zu erreichen, so könnte ein Teilziel darin bestehen den/die Konsument*in auf dem Weg von einem regelmäßigen zu einem gelegentlichen Konsum zu begleiten. Wichtig ist, Jugendlichen zu zeigen, dass man für sie da ist, wenn man gebraucht wird und zugleich sollte man Jugendlichen aber auch genügend Raum lassen, um selbst Erfahrungen zu machen.

Was tun, wenn Cannabis zum Problem wird?

Es gibt gute Gründe, warum Jugendliche kein Cannabis konsumieren sollten. Wenn sie es trotzdem tun, bleibt es bei vielen bei einem einmaligen oder bei einem gelegentlichen Konsum (Probierkonsum). Natürlich ist kein Konsum ohne Risiko… aber was tun, wenn Cannabis zum Problem wird? Bleiben Sie nicht allein!

In so einer Situation ist es wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenden Sie sich an Ihre Familie oder Freundeskreis, mit denen Sie gemeinsam überlegen können, was eventuell „am besten“ zu tun ist. Scheuen Sie sich aber auch nicht davor, sich bei einer Hilfs- oder Beratungsstelle zu informieren.

Hier eine Auswahl weiterer Cannabis Know How Karten:

Haben Sie weitere Fragen zu Cannabis dann melden Sie sich auf unserer Cannabis Hotline:

  • Per Telefon: (+352) 49 7777 55, jeden Dienstag von 9-13Uhr & 14-17Uhr
  • Per Mail: cannabis@cnapa.lu
  • Per WhatsApp: (+352) 691 497 755

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