Milzbrand (Anthrax) bei Drogenkonsumenten in Deutschland

 

(Stand: Januar 2010)

 

Informationsblatt des Robert Koch-Instituts zu Milzbrand (Anthrax) für Drogenkonsumenten

Im Dezember 2009 starb ein 42-jähriger Mann, der Drogen injiziert hatte, in Aachen an Milzbrand (Anthrax). Seit Dezember sind in Schottland 14 Heroinkonsumenten an Milzbrand erkrankt, von denen sieben starben. Weitere Verdachtsfälle kamen vor wenigen Tagen hinzu. Ein Konsument hat die Infektion durch Rauchen/Schnupfen bekommen.
Milzbrand ist eine in Deutschland sehr seltene, bakterielle, Infektions-krankheit (vor Dezember 2009 datierte der letzte Fall von 1994), die un-behandelt oft zum Tode führt. Darüber hinaus ist das Krankheitsbild bei Ärzten kaum bekannt, so dass eventuell nicht immer frühzeitig daran ge-dacht wird. Milzbrand kann mit Antibiotika behandelt werden. Die Behand-lung sollte frühzeitig begonnen werden. Einen Impfstoff gibt es nicht.  
Es wird nun vermutet, dass mit infektiösen Milzbrandsporen verunreinigtes Heroin (eventuell auch andere psychoaktive Substanzen, die man spritzen kann) in Europa im Umlauf ist!
Möglicherweise wurde das Heroin in einem der Herkunftsländer, in denen Milzbrand als Erkrankung von Vieh vorkommt, bei der Herstellung oder beim Transport mit Milzbrandsporen verunreinigt (z.B. durch „Strecken“ des Stoffs mit Knochenmehl, Trocknen von Substanzen auf verunreinigtem Erdreich oder Transport in Taschen aus Tiermaterial).
Aktuell ist nicht bekannt, wie viel verunreinigtes Heroin im Umlauf ist. Allerdings ist davon auszugehen, dass ein Heroin-/Drogenkonsum mit dem Risiko einer Milzbrandinfektion verbunden ist – vor allem dann, wenn die Substanzen injiziert werden.

Seien Sie auf der Hut und informieren Sie andere Konsumenten über das Milzbrand-Risiko !

 


•    Wichtig: Man sieht es dem Stoff nicht an, ob er mit Anthraxsporen verseucht ist.
•    Deshalb: Sollten Sie Heroin konsumiert haben und spezifische Krank-heitssymptome (siehe unten) entwickeln, wenden Sie sich bitte SOFORT an einen Arzt! Bitten Sie unbedingt den Arzt darum, dass er bei der Diagnostik an eine Milzbrand-Infektion (Haut, Lunge, Darm) denken soll!
•    Die neu aufgetretene Milzbrand-Gefahr erhöht die gesundheitlichen Risiken des Drogenkonsums zusätzlich: Bitte beenden Sie Ihren Drogenkonsum!
Mitarbeiter/innen von Kontaktläden, Drogenkonsumräumen, Drogen-beratungsstellen, Suchtmediziner und Entzugs-/Rehabilitationskliniken helfen Ihnen dabei.
•    Falls Sie ärztlich substituiert werden und zusätzlich Heroin konsumieren, versuchen Sie, wenigstens in der nächsten Zeit, damit aufzuhören bzw. zu reduzieren!

 

Übertragungswege:

Man kann sich mit Milzbrand infizieren, wenn man verunreinigten Stoff (z.B. Heroin)
o    in die Vene oder die Haut/den Muskel spritzt,
o    inhaliert (z.B. raucht oder schnupft),
o    angefasst hat, und von den Sporen etwas in den Mund gelangt.

Es gibt praktisch keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Für die Allgemeinbevölkerung be-steht kein Infektionsrisiko.

Symptome von Milzbrand:

Nach Spritzen verunreinigten Stoffes droht Hautmilzbrand (häufigste Form) oder aber auch eine Hirnhautentzündung, die sich durch starke Kopfschmerzen äußert.

Hautmilzbrand: An der Injektionsstelle bildet sich eine Schwellung, Rötung und Hautverhärtung. Diese ist typischerweise kaum schmerzhaft. Ein Abszess (eine Eiteransammlung) oder Blasen können sich bilden, dann „trocknet“ der Bereich ein, und bildet eine dunkle, fast schwarze Stelle (daher der Name „Anthrax“). Es folgt eine Schwellung der gesamten Region (z. B. des Arms), daraufhin ein sehr schweres Krankheitsbild, das rasch zum Tod führen kann.

Nach Rauchen/Schnupfen verunreinigten Stoffes droht Lungen- oder Darmmilzbrand.

Lungenmilzbrand: Es kommt zu einer grippeartigen Erkrankung (Fieber, Schüttelfrost, Mus-kelschmerzen, Husten mit blutigem Auswurf, Atemnot) und innerhalb der nächsten Tage zu einem schweren, fast immer tödlichen Krankheitsbild.
Darmmilzbrand: Bauchschmerzen, Blähungen, blutiger Durchfall, schwerstes Krankheitsbild mit möglicher Todesfolge.

Weitere Informationsmöglichkeiten:

Internetseite des Robert Koch-Institutes: www.rki.de

Aktuelle Themen: Milzbrand-Todesfall